Batumi

Als letzte Station in Georgien freuten wir uns auf "La belle verte", ein tolles Camp im Dschungel in den Bergen bei Batumi. Hier wollten wir ein paar schöne Tage verbringen. Endlich wieder duschen, Wäsche waschen, Blog auf Stand bringen und allgemeine Generalreinigung und -überholung. Als wir dieses Camp endlich erreicht hatten mußten wir aber mit Entsetzen feststellen, dass gerade umgebaut wurde und  geschlossen war. Der freundliche Besitzer versorgte uns mit Tee und Haferbrei, während er in der Nachbarschaft in einem Gästehaus eine Unterbringung für uns organisierte. War alles gut gemeint, aber leider funktionierte dort die Waschmaschine nicht, Wasser stand auch erstmal nur lauwarm zur Verfügung und es begann sich einzuregnen. Bei uns lagen die Nerven blank, denn das Auto war voll mit eingenässter Wäsche, die Kinder mussten kalt duschen, kein Internet und Wäsche aufhängen bei Regen, naja... Die folgerichtige Abreise am nächsten Morgen verzögerte sich noch um zwei Stunden, denn es waren nur die Damen des Hauses da und sie konnten uns den Preis nicht sagen, nicht herausfinden und dann konnten sie auch kein Wechselgeld herausgeben. So telefonierte ich für den Preis selbst herum und lief ich im strömenden Regen Berg auf und ab um einen Nachbarn aufzutreiben der vielleicht Geld kleinwechseln könnte. Im Gästehaus war zu diesen Handlungen niemand in der Lage - echt kurios. Da standen alle ratlos herum und guckten wie die Kuh wenn's blitzt.


Richtung Küste

Nun aber ab Richtung Küste! Los ging die Fahrt auf einer mittlerweile recht gut ausgebauten Straße und wir waren guter Dinge, das Meer vielleicht schon am selben Tage zu erreichen. Nach dem letzen Hinweisschild auf ein weiteres berühmtes Kloster, welches wir aber nicht zu besichtigen gedachten hörte allerdings auch prompt der Asphalt auf. Hätte man mittlerweise wissen müssen. Kein touristisches Ziel mehr, keine Straße mehr. So ging es also auf wieder auf Piste weiter. Der Weg schraubte sich höher und höher und wurde immer abenteuerlicher. Aber die Gegend wurde auch immer schöner. Nach etlichen schweißtreibenden Passagen, einigen Furten und unendlicher Rüttelei hatten wir den Pass überquert und suchten uns ein ruhiges Plätzchen am Fluss. Wir waren den ganzen Tag gefahren und hatten sagenhafte 45km geschafft, zur Entschädigung aber tolle Landschaft, Schnee, niedliche Bergdörfchen gesehen und wieder einmal die Erfahrung gemacht, dass unser Postbus Wege schafft, die wir uns eigentlich nicht zu fahren trauen würden. Aber dank der positiven Grundeinstellung des Fahrers gebündelt mit dem Wissen, dass man das ja auch nicht alles wieder zurückfahren will und im Vertrauen auf die bestimmt hilfsbereiten Dorfbewohner mit ihren russischen LKW haben wir auch diese Strecke gemeistert.


Akhaltsikhe

Das nächste Ziel sollte das Kloster Sapara sein. Da an diesem Tag Sonntag war, befürchtete ich einen gewissen Ansturm und wurde nicht enttäuscht. Das Kloster war völlig überfüllt. So beschlossen wir kurzerhand, die berühmte Festung der nahegelegenen Stadt Akhaltsikhe zu besuchen. Diese war wirklich beeindruckend, denn vollständig aufgebaut und begehbar. Zur Freude der Kinder gibt es hier auch wieder mehr Hunde, die einem treuherzig folgen und gern mitfahren möchten. Gegen Abend machten wir uns wieder auf Richtung Kloster, denn ich hatte auf einer der Anhöhen, an der serpentinenreichen Straße, einen guten Stellplatz entdeckt. Wir machten es uns gerade ein wenig gemütlich, die Kinder spielten schön mit Kuhscheiße, als mit quietschenden Reifen ein Auto von der Straße abbog und schlitternd direkt neben uns zum Stehen kam. Heraus quoll eine ganze Herde junger Männer, welche sich sofort eifrig daran machten, Holz zu sammeln und ein Feuer zu entzünden. Während einige Messer auspackten und anfingen Fleisch, Brot und Gemüse zu bearbeiten, versuchten zwei Weitere mit uns zu kommunizieren. Wir wurden zum Essen eingeladen und hatten auch gleich ein Glas Wein in der Hand. Es wurde ein lustiger Abend, uns wurden georgische Tänze vorgeführt und wir lernten, in welcher Reihenfolge auf was getrunken werden mußte. Auf Gott, die Eltern, die Geschwister, die Familie allgemein, die Freunde und und und... Am Ende des Abends, zu vernüftiger Zeit gegen Mitternacht, verabschiedeten sie sich herzlich und schenkten uns noch ihre restlichen 10l Wein. Dann brausten sie wieder davon.


Vardzia

Wir hatten beschlossen, die ewige Fahrerei soweit wie möglich einzuschränken und somit in Georgien nur den sogenannten "kleinen Kaukasus" zu erkunden. Auf dieser landschaftlich herrlichen Route gen Westen liegt in einem malerischen Tal wieder mal eine Höhlenstadt: Vardzia. Dieses Mal am Steilhang. Da die Kinder leicht für die Erkundung solcher Sehenswürdigkeiten zu begeistern sind, besuchten wir am Folgetag in unmittelbarer Nähe noch ein kleines Kloster in einer Steilwand und die am Eingang des Tales gelegene Festung Khertvisi.


Georgien, wir kommen!

Nach der belastenden Einreise sahen wir der Ausreise aus Armenien mit gemischten Gefühlen entgegen. Dies war allerdings unbegründet. Wir nutzten den westlichsten Grenzübergang und dieser ist wirklich sehr klein. Einreisebestätigung abgeben, Pässe stempeln vom Fahrzeug aus -fertig. Der Grenzübergang auf georgischer Seite war eine riesige Baustelle, man war sich gar nicht so richtig schlüssig, wo wir langzufahren hätten, also einfach PKW-Schleuse. Pässe gucken, Türen auf und wieder zu - fertig. Welcome to Georgia! Wir konnten es kaum glauben. Genausowenig wie den Straßenzustand auf georgischer Seite: noch schlechter! Also ging es schaukelnd im Schritttempo durch die ersten Dörfer als wir plötzlich einen Mercedes Sprinter mit großem Wohnmobilaufbau aus Deutschland erblickten. Großes Hallo, gemeinsame Stellplatzsuche und gemeinsames Abendessen mit einem netten Pensionär, der hier mit seinem Dauerwohnsitz unterwegs war und sich mindestens ebenso wie unsere große Tochter über Gesellschaft freute.